Schon am Tag des Wagner-Aufstands rankten Gerüchte um Putins Aufenthaltsort. Ein Bericht legt nun nahe, wo sich der Kremlchef aufgehalten haben soll.
Während die Wagner-Söldner und ihr Anführer Jewgeni Prigoschin am vergangenen Wochenende in Richtung Moskau marschierten, soll Wladimir Putin an Bord einer Jacht auf dem Scarlet Sails Festival in St. Petersburg eine Feuerwerksshow genossen haben. Das berichtet Michail Zygar, russischer Journalist und ehemaliger Chefredakteur des russischen unabhängigen Mediums Doschd, in einem Gastbeitrag für die “New York Times”.
Laut Zygars Quellen vor Ort soll Putin auf einer Jacht des russischen Oligarchen Juri Kowaltschuk gefeiert haben, als die Wagner-Söldner mehrere Militäreinrichtungen im Süden Russlands besetzten. Das Scarlet Sails Festival ist eine traditionelle Feier von Abiturienten, die jährlich in St. Petersburg stattfindet und in einer spektakulären Lichtshow gipfelt. Dabei fahren für gewöhnlich Schiffe – darunter eines mit scharlachroten Segeln – auf der Newa entlang, über ihnen eine Feuerwerksshow.
Unabhängig überprüft werden können die Angaben nicht. Doch es gibt Indizien, die nahelegen, dass sie stimmen könnten: Am Tag des Wagner-Aufstands gab es Gerüchte darüber, dass Putin den Kreml verlassen habe.
Kreml-Flugzeuge Richtung St. Petersburg gesichtet
So war auf der Website “Flightradar” zu sehen, dass das Spezialflugzeug Il96–PU Richtung St. Petersburg abhob, welches üblicherweise vom russischen Präsidenten genutzt wird. Das berichtet etwa das russische Medium “Meduza”. Noch am selben Abend soll ein zweites Flugzeug in die gleiche Richtung aufgebrochen sein. Auch dabei soll es sich um ein Flugzeug des Typs II96–PU handeln. Das berichtet das “Wall Street Journal” unter Berufung auf “Flightradar”.
Kremlsprecher Dmitri Peskow wies die Gerüchte indes zurück. “Putin arbeitet im Kreml”, sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. Putin selbst bezeichnete Wagner-Chef Prigoschin als “Verräter”. Dieser stellte seinen “Marsch der Gerechtigkeit” in Richtung Moskau noch am vergangenen Samstagabend ein.
Putin entließ ihn daraufhin ins Exil nach Belarus. Auch Prigoschins Wagner-Söldner, die an dem Aufstand beteiligt waren, stellte er vor die Wahl, zu ihren Familien oder nach Belarus zu gehen – oder in die russische Armee einzutreten. Mittlerweile wurden nahe der belarussischen Hauptstadt Minsk mehrere Zelte gesichtet, die auf die Ankunft der Wagner-Gruppe hindeuten. Experten gehen davon aus, dass Putin Prigoschin nicht verzeihen werde.
Doch auch um den russischen Präsidenten könnte die Stimmung kippen, glaubt Journalist Zygar. “Er glaubt immer noch, dass er alles unter Kontrolle hat und dass die Rebellion von Prigoschin die politische Situation in keiner Weise verändert hat. Aber er irrt.” Laut Zygars Quellen wachse um Putin der Wunsch nach Veränderung. “Für viele, mit denen ich gesprochen habe, kann das Herrschaftssystem von Herrn Putin einfach nicht mehr lange bestehen bleiben”, schreibt der Journalist.
Quelle : t-online