Die Ukraine habe zum ersten Mal von den USA gelieferte Langstreckenraketen eingesetzt, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj.
Seine Kommentare folgen Berichten, dass die als ATACMS bekannten Waffen neun Hubschrauber auf russischen Stützpunkten im Osten des Landes zerstört hätten. Die Ukraine hat den Einsatz der Raketen nicht bestätigt.
Zu den getroffenen Zielen in Berdjansk und Luhansk zählten nach Angaben der Ukraine auch ein Luftverteidigungssystem und andere Ausrüstung.
Dutzende russische Soldaten seien bei der Operation getötet oder verletzt worden, hieß es weiter.
„Sie haben eine sehr genaue Leistung erbracht. ATACMS haben sich bewährt“, sagte Herr Selenskyj in einer Abendansprache, die in den sozialen Medien veröffentlicht wurde, ohne Einzelheiten darüber zu nennen, wann und wo sie eingesetzt wurden.
Das russische Militär hat sich nicht geäußert.
Die Biden-Regierung hatte sich zuvor geweigert, der Ukraine ATACMS zur Verfügung zu stellen, hatte sich aber „in den letzten Wochen“ dazu entschlossen, sie stillschweigend zu versenden, berichtete das US-Medienportal CNN unter Berufung auf zwei US-Beamte.
Darin hieß es, Washington wolle Moskau überraschen, für den Fall, dass Russland Ausrüstung und Waffen außer Reichweite bringe, bevor die Projektile eingesetzt werden könnten.
Aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Spannungen mit Russland haben die an die Ukraine gelieferten Raketen laut Associated Press eine geringere Reichweite als die maximale Reichweite, zu der das System fähig ist .
Die nach Kiew gelieferte Variante trägt Streumunition, die statt eines einzigen Sprengkopfs Hunderte kleiner Bomben aus der Luft abfeuert, berichtete AP.
Streumunition ist umstritten und aufgrund ihrer Bedrohung für die Zivilbevölkerung in mehr als 100 Staaten verboten.
Wladimir Rogow, der von Russland ernannte Gouverneur des besetzten Teils der Region Saporischschja, sagte, Luftverteidigungssysteme hätten „feindliche Raketen erfolgreich abgefangen“ über Berdjansk und fügte hinzu, dass Informationen über Verluste und Schäden überprüft würden und später bereitgestellt würden.
Doch ein unbestätigtes Video auf einem pro-russischen Social-Media-Konto, das angeblich in Berdjansk gedreht wurde, scheint Explosionen und fliegende Raketen zu zeigen, während eine Stimme erklärt, dass ein Munitionslager getroffen wurde.
Ein anderer russischer Blogger hat über einen Angriff auf einen Flugplatz mit ATACMS-Raketen geschrieben, der dem Autor einen „schweren Schlag“ mit Verlusten an Menschen und Technologie zufügte.
ATACMS tauchte nicht in einer im September von den USA veröffentlichten Liste der Militärhilfe für Kiew auf.
Unbestätigte Bilder, die am Dienstag in den sozialen Medien veröffentlicht wurden, deuten jedoch darauf hin, dass die russischen Stützpunkte mit der frühen MGM-140A-Variante des ATACMS getroffen wurden – einer Version der Waffenfamilie mit kürzerer Reichweite und einer Schlagdistanz von etwa 100 Meilen (160 km).
Insbesondere die auf der Seite eingestanzte Vertragsnummer weist auf einen Vertrag über Raketen hin, der bis 1997 abgeschlossen sein sollte.
Der Erhalt der ATACMS-Systeme bedeutet für Kiew eine deutliche Verbesserung seiner Fähigkeit, tiefer in von Russland gehaltenes Gebiet vorzudringen.
Das ukrainische Militär sagte, der Angriff auf Berdjansk habe um 04:00 Uhr Ortszeit (01:00 Uhr GMT) und auf Luhansk um 11:00 Uhr Ortszeit stattgefunden.
Berdjansk liegt etwa 85 km (53 Meilen) von der nächsten Frontlinie entfernt und ist strategisch wichtig, da es zwischen Mariupol und der Krim liegt. Luhansk liegt fast 100 km von der Frontlinie entfernt.
Es wurden weiterhin Zusammenstöße entlang der Frontlinie gemeldet, unter anderem rund um die von der Ukraine gehaltenen Städte Awdijiwka, Kupjansk und Lyman, die in den letzten Tagen heftigen Bombardierungen durch russische Streitkräfte ausgesetzt waren.
Nach Angaben des ukrainischen Rettungsdienstes wurde bei einem russischen Angriff auf die östliche Stadt Slowjansk ein Wohnheimgebäude zerstört, wobei vermutlich zwei Menschen unter den Trümmern eingeschlossen waren.
In Odessa sagten die Behörden, Trümmer abgeschossener russischer Drohnen hätten einen Yachtclub und mehrere Yachten beschädigt, aber keine Verluste verursacht.
Die Ukraine versucht mit einer großen Gegenoffensive, von Russland besetzte Gebiete im Osten und Süden des Landes zurückzuerobern, kommt aber bislang nur langsam voran.
Sie hat auch häufig Luftangriffe auf russische Stellungen durchgeführt, um die Kriegsanstrengungen Moskaus zu untergraben.
Russland hat auch ukrainische Stellungen im Osten um Awdijiwka und Kupjansk angegriffen, ukrainischen Berichten zufolge hat es in den letzten Tagen jedoch schwere Verluste gegeben.
Quelle : BBC
